Rund um den Glockenturm Oktober/November 2024

35 Gedanken zur Zeit Zeichen der Hoffnung Mude hängt ein letztes gelbes Blatt an der Linde vor meinem Fenster. Wie lange wird es dauern, bis auch dieses Blatt zu Erde nieder segelt, von einer rauen Windbö dem Stamm entrissen, der es einst hervorgebracht? Schön anzusehen ist es wirklich nicht mehr, das Blatt mit seinen braunen Flecken auf der Oberfläche. An den Rändern haben sich die Spuren der Zeit unubersehbar eingegraben. Und doch ist es ein Zeichen der Hoffnung, ein letzter Bote des Lebens im grauen Herbst. Und Hoffnung brauchen die Menschen, die Hoffnung, dass alles weitergeht. Die Natur zeigt es uns immer wieder. Der Kreislauf des Lebens wird zwar nie so deutlich wie im Fruhling, aber auch die grauen Monate, eigentlich Monate der Trauer und des Abschieds, setzen ihre Zeichen. Wenn wir in diesen Tagen unserer Toten gedenken, die mit uns und fur uns gelitten haben, so wissen wir doch, dass die Zeit, die da kommt, uns das Licht bringen wird, das Licht des Lebens und der Zuversicht. Wer am Volkstrauertag und am Totensonntag einmal die Gräber seiner Angehörigen aufsucht, der wird auf so manchem Friedhof Lichter finden, die Gläubige dort aufgestellt haben. Nehmen wir diese Lichter als Zeichen, dass auch fur uns, die Lebenden, eine lichtvollere Zeit wieder kommen wird. Freude und Leid, Leben und Sterben liegen sehr nah beieinander. Ein Volk aber, das die Fähigkeit zum Trauern verloren hat, das seine Toten nicht ehrt, hat auch den Anspruch auf die Freude verloren. Das Blatt vor meinem Fenster segelt sacht zur Erde nieder, ein rauer Herbstwind hat es von seinem Zweig gerissen. Die Erde aber, aus der es kam, nimmt es wieder auf, damit neues Leben keime. n Silke Osman Eine Bekannte, die ihren Umzug ins Hospital zum Heiligen Geist plante, fragte mich: »Was passiert eigentlich in Eurem Hospital, dass Ihr sie die ›kleine Stadt‹ nennt?« Ich verwies auf unsere Zeitschrift, den »Glockenturm«, gab aber auch meine Meinung dazu: Gut zu wissen ist, dass unsere »Bürgermeister« – um im urbanen Ton zu verbleiben – für uns fungieren oder aber Wünsche, Beschwerden an ihre »Minister« weitergeben, wenn es mal hapert in unserem Hiersein, wir Rat brauchen. Wie in jeder gut geführten Stadt kommt die Kultur nicht zu kurz. Sie wird in allen Facetten angeboten, alle Sinne werden gefordert. Das Angebot an Veranstaltungen ist vielseitig in Poesie und Prosa, oft musikalisch umrahmt, so dass schon mal die Frage auftaucht: Für welche Darbietung entscheide ich mich? Auch die Sangesfreudigen können ihr Hobby pflegen. Unsere Musiktherapeuten sind eine sehr gute Ergänzung, unseren Bewohnern den Aufenthalt angenehm, lebenswert zu gestalten. Bei einem Gang über das Gelände gibt es viele Augenweiden, lauschige Ecken bieten sich an, zu verweilen, auszuruhen, Natur zu genießen. Möge ein guter Geist wachen über dem Hospital zum Heiligen Geist, unserer kleinen Stadt, die mir seit zehn Jahren Heimat ist. n Hedwig Kassner Eine Heimat in Poppenbüttel Unsere kleine Stadt Leserbeiträge

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