Rund um den Glockenturm · Oktober / November 2024 34 »Ruf doch mal an!« Eine findige Telefongesellschaft war es, die sich diesen Werbespruch einmal ausgedacht hat, um den Umsatz zu steigern. Dass aber nun ausgerechnet ich ein Opfer dieser Aufforderung sein soll, will mir nicht so recht in den Kopf. Vielleicht liegt es an meiner Telefonnummer, die aus einigen gleichlautenden Ziffern zusammengesetzt ist, so dass man sich schon mal verwählen kann. Da sitzt man am Abend nach einem anstrengenden Tag beim wohlverdienten Fernsehkrimi und möchte sich vor dem Schlafengehen noch einmal so richtig entspannen, als plötzlich das Telefon klingelt! Wer ist denn das schon wieder, denkt man sich, sicher einer, der sich nichts aus Krimis macht. Man hebt den Telefonhörer ab und meldet sich – Pause am anderen Ende der Leitung, jemand räuspert sich und sagt forsch, naturlich ohne seinen eigenen Namen zu nennen: »Ich möchte Dr. Neuhaus sprechen!« Die Verbluffung ist auf beiden Seiten. Einen Dr. Neuhaus gibt es hier nicht, der Anrufer musse sich wohl verwählt haben, antwortet man höflich – noch … Denn es gibt auch Zeitgenossen mit besonders langer Leitung, die einfach nicht einsehen wollen, dass sie die falsche Nummer gewählt haben. Und so kann es dann geschehen, dass man endlose Minuten damit verbringt, seinem unfreiwilligen Gesprächspartner den Irrtum klarzumachen – der Kriminalkommissar hat in der Zwischenzeit naturlich längst den Gärtner als Täter uberfuhrt. Es sollen bei dieser Gelegenheit jedoch auch schon lustige Episoden vorgekommen sein. So klingelte eines fruhen Morgens bei meiner Freundin Bella das Telefon, und als sie sich meldete, musste sie mit Erstaunen vernehmen: »Ja, hier auch Strelzki. Spreche ich mit Isabell Strelzki?« Auf ihr zögerliches »Ja« verstummte ihr Namensvetter zunächst, dann: »Eigentlich wollte ich meine geschiedene Frau sprechen, die heißt auch Isabell, aber das sind Sie wohl nicht?!« Zu gern hätte Bella sich mit dem Mann noch weiter unterhalten, wie sie mir später erzählte, und auch mal ihre Namens-Doppelgängerin kennengelernt. Aber sie hatte einen dringenden Arzttermin, nein, nicht bei Dr. Neuhaus. In unserer volltechnisierten Umwelt sind wir vor der Tucke des Objekts keineswegs gefeit. Sicher sind diese Pannen oft ärgerlich, vor allem, wenn man einen Gesprächspartner mit besonders langer Leitung an der Strippe hat. Vorsicht aber, wenn sich ein angeblicher Enkel meldet! Aber diesen miesen Trick kennt ja wohl mittlerweile jeder. Einen Augenblick bitte, mein Telefon klingelt schon wieder … n Silke Osman Leserbeiträge Lange Leitung Erlebnisse am Telefon Ist das Dr. Neuhaus? Oder Herr Strelzki? Ein bisher unbekannter Enkel? Wir wissen es nicht …
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