Rund um den Glockenturm Oktober/November 2024

33 Man sollte ihm gestatten, in den größeren Waldgebieten unseres Landes, wo seine Präsenz akzeptabel ist, zu leben. Falls erforderlich, ist nach ausreichender Beobachtung und resultierenden Konsequenzen bei Überschreitung der optimalen Populationsdichte eine begründete und vom Land genehmigte Regulierung des Bestandes durchzuführen. Es kommt darauf an, den Wolf, der in der Evolution in freier Wildbahn eine wichtige Funktion hatte und zum Teil noch hat, unseren Kindern und nachfolgenden Generationen in der Natur zu erhalten. Ein Zusammenleben ist möglich Unsere Urahnen lebten mit allen vorkommenden Prädatoren, insbesondere mit dem Wolf, nebeneinander. Sie erkannten bald seine hervorragenden Anlagen und machten ihn deshalb bereits in der Mittelsteinzeit zu ihrem »Verbündeten«. Auf Grund seiner scharfen Sinnesorgane wurde er als Helfer bei der Jagd und zum persönlichen Schutz eingesetzt. Seit diesem Zeitpunkt entwickelte sich in der Domestikation des Wolfes der Haushund. Er wurde somit zum Stammvater aller derzeit existierenden Hunderassen. Durch gezielte Züchtung entstanden Rassen, die sich erstens in Gebrauchs- und zweitens in Liebhaberhunde gruppieren lassen. Bei der ersten sind die ausgeprägten Sinnesorgane im Wesentlichen noch vorhanden, während sie in der zweiten Gruppe verkümmerten. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte löste sich auch die Koexistenz zwischen den Menschen und den frei lebenden Wölfen auf. Die Nahrungskonkurrenz führte zu unausweichlichen Konflikten. Man vertrieb ihn von den Nahrungsquellen und bejagte ihn, bis es zur Ausrottung kam. Danach war der Mensch alleine für die Regulierung der Schalenwildbestände zuständig. Er war aber nicht in der Lage, alles kranke und schwache Wild zu dezimieren. Somit breiteten sich Krankheiten und Seuchen unter den Wildbeständen von unübersehbarem Ausmaß aus, die sich auf die Haustierbestände übertrugen. Wie kann es weitergehen? In einigen Regionen Europas haben Wolfspopulationen überlebt. Dank dieser Tatsache könnte der Rückkehrer wieder sein altes Territorium besiedeln. Jäger sollten sich dabei vor allem als Schützer der Natur verstehen: in die Wildbestände regulierend eingreifen, die vom Aussterben bedrohten Tiere schützen und deren Art erhalten und niemals ausrotten. Wir leben heute in einer hochentwickelten artengefährdenden Gesellschaft und gerade deshalb sollten wir uns allemal der Worte Goethes würdig erweisen, indem er sagte: »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!« Denn das unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen. n Günther Szeskus, Haus Enzian

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