Rund um den Glockenturm · Oktober / November 2024 32 Leserbeiträge Plädoyer für ein gefährdetes Tier Rückkehrer Wolf Unser Bewohner Günther Szeskus aus Haus Enzian hat sich während seines Berufs- lebens als Forstmann im Müritzkreis sehr für den Erhalt der Natur eingesetzt. Sein großes Anliegen war der Umgang mit dem Wolf als einem bedrohten und oft falsch wahrgenommenen Tier. Vor einiger Zeit erschien von ihm ein Artikel im Nordkurier über den Wolf, den wir hier in Auszügen veröffentlichen. Es liegt allein an uns Menschen, ob wir heute toleranter und respektvoller als vor einigen 100 Jahren gegenüber allen in der Natur vorkommenden Lebewesen sind. Aus den bisher veröffentlichten Beiträgen über den Wolf als Rückkehrer in seine angestammte Heimat gibt es bisher noch geteilte Meinungen, die uns doch nachdenklich stimmen sollten. Der Wolf ist nicht, wie es in einigen Berichten oftmals zu lesen ist, in Deutschland ausgestorben, sondern er wurde systematisch ausgerottet. Dieser Gedanke, den Wolf auszurotten, besteht bereits seit einigen 100 Jahren – ob mit Jagden, Fallgruben oder gar Gift. Der Wolf als Herausforderung? Natürlich hat es bei überhöhter Populationsdichte und daraus resultierendem Nahrungsmangel auch Schäden in den Viehbeständen gegeben. Vieles wurde aber auch dem Wolf fälschlich angelastet, obwohl wildernde Hunde ihr Unwesen und viel größeren Schaden anrichteten. Gleiches würde auch heute passieren, wenn der Wolf bereits bei uns wieder präsent wäre. Im Müritzkreis wurden zum Beispiel vor ca. drei Jahren in der Nähe von Müritzhof wiederholt Schafrisse gefunden. Nach intensiven Recherchen konnte festgestellt werden, dass hier Schwarzwild den Schafbestand reduziert hatte. Der dort zuständige Jäger wurde darüber informiert, welcher dann das Schaden verursachende Schwarzwild alsbald zur Strecke brachte. Leider hat man hier eine publizistische Aufklärung über die Medien versäumt. Alles Mythos? Wo der Wolf vorkommt, verursacht das Schalenwild fast keine Schäden an forstlichen Kulturen. Es kann sich in diesen Arealen auch nur gesundes und kräftiges Wild durchsetzen. Bei Wiederkehr des Wolfes hierzulande würden Marderhund, Waschbär und Fuchs drastisch zum Vorteil vieler Bodenbrüter reduziert werden. So wurde in Russland festgestellt, dass mit der Ausrottung des Wolfes in einigen zentralsibirischen Gebieten die Rotfüchse beträchtlich zunahmen. Die Furcht, die viele Menschen vor dem Wolf noch haben, beruht zum größeren Teil mehr auf Mythen als auf Tatsachen. Der Wolf kann deshalb nicht länger als ernsthafte Bedrohung angesehen werden.
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