Ve r a nGs teasl ct uhni cghetne Strenge Sitten in früher Zeit Der Bauplatz für das geplante Wohnstift am Mühlendamm in Hohenfelde war bereits vorhanden, denn die Oberalten hatten sich das Grundstück gesichert nach der Übergabe des Hospitalgebietes in staatliche Obhut. Mit Erlösen weiterer Landverkäufe zwischen der Wandsbeker Chaussee und dem Mühlendamm planten die Oberalten den Bau eines »Stiftes mit gutbürgerlichem Charakter«, in dem die bedürftigen und leidenden Menschen durch die Bessergestellten Unterstützung finden sollten. Ein Stift für zwei Klassen Es entstand ein für die damalige Zeit im- posanter Bau mit zwei Vorderhäusern und einem Hinterhaus mit Turm mit insgesamt 130 Wohnungen in drei Wohnungstypen von unterschiedlicher Größe. Die Wohnungen wiesen bereits einen gewissen Komfort auf, jedes Stockwerk war mit zwei WCs und Handsteinen mit fließend Wasser ausgestattet. Später kam eine eigene Krankenstation mit einem Arzt hinzu. Die beiden Vorderhäuser waren gedacht für Menschen aus »gebildeten Ständen«, also beispielsweise Lehrerinnen oder Näherinnen, während im Hinterhaus bedürftige Menschen der »dienenden Classe« einziehen sollten. Die genaue Unterscheidung gelang wohl nicht immer, doch wer in Not geriet, er- hielt Mittel aus einem Unterstützungsfonds. Die Menschen zahlten eine geringe Miete. Anders als im Hospital und Marien-Magdalenen-Kloster mussten sie jedoch für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen. In der Obhut der Oberalten Die Vergabe der Wohnungen lag in den Händen der Oberalten. Jeder von ihnen konnte acht Wohnungen vergeben – anders als im Hospital und Marien-Magdalenen-Kloster, in denen der jeweilige Vorsteher die neuen Bewohner aufnahm. Der Kontakt und eine gewisse Aufsicht der Oberalten über die Bewohner, insbesondere über die »dienende Classe«, war durchaus gewollt – ein sichtbares Zeichen dafür war der prächtige Versammlungsraum der Oberalten im Turm des hinteren Gebäudes, der die gesamte Anlage überragte. Mit ihrer Präsenz verliehen die Oberalten dem Stift und seinen Bewohnern Ordnung und Orientierung. n sh Zu Beginn der 1860er Jahre planten die Oberalten, den Wirkungskreis des Hospitals zum Heiligen Geist zu erweitern. Die Zeit dafür war günstig, denn nach dem Großen Brand von 1842 wurde das Stadtgebiet neu besiedelt, und die Bevölkerung wuchs rasch. Auch verfügte das Hospital zu dieser Zeit über die notwendigen Mittel. »Einfachheit und Würde« – das Oberalten-Stift in Hohenfelde Lesen Sie in der nächsten Ausgabe: Zerstörung im 2. Weltkrieg und Neubeginn Ein Ausschnitt aus dem Rundwappen der Oberalten von 1529 Das Oberalten-Stift am Mühlendamm: entworfen und ge- baut von Architekt Albert Rosengarten. Teil 9 8 Rund um den Glockenturm · August / September 2024
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